Die beste Haustechnik der Welt

Die beste Haustechnik der Welt der Woche

Weg mit der Technik. Wenn Architekten und Architektinnen Lokale planen, verstecken sie Klimaanlagen und Belüftungen gewöhnlich hinter Paneelen. Der Blick des Kunden soll möglichst nicht auf Ventilatoren und Heizrohre fallen. In der Oriental Sandwich Bar in der Rotenturmstraße wird dieses ungeschriebene Gesetz gebrochen.

Hier gibt es nicht nur liebevoll zubereitete Brote mit Lammfleisch und Hummus, sondern auch ein würziges Interieur. Während des Wartens auf die Speise muss sich der Gast fast zwangsläufig mit den Belüftungsrohren auseinandersetzen, die einen Gutteil des kleinen Raumes einnehmen. Der Architekt Mina Yaney unternahm erst gar nicht den Versuch, die Infrastruktur verschwinden zu lassen. Er ließ die Metallteile mit Ornamenten versehen und golden streichen. Das nobilitiert den Ort, macht aus einer Imbissbude ein edles Tempelchen. Man quetscht sich gerne auf einen der acht Sessel - mehr sind bei einem Lokal dieser Größe ja auch nicht erlaubt - und sinniert über die Pracht der goldenen Rohre.

Vom berühmten Erneuerer Mies van der Rohe weiß man, dass er sich ebenfalls gerne mit Funktionen beschäftigte. In der von ihm entworfenen Villa Tugendhat in Brünn lassen sich van der Rohes Einfälle besichtigen. So sah er ein Belüftungssystem vor, mit dem der Duft von frischem Heu in die Wohnräume geblasen wurde. Auch in der Oriental Sandwich Bar verschwindet der Küchendampf nicht einfach im Kamin. Er steigt in einen transparenten Kasten auf und wird dort mit einem Ventilator nach außen gestoßen. Was sind das für Polster, die die Luft auf dem Weg ins Freie passieren muss? Sind darin vielleicht orientalische Gewürze enthalten? So käme der Duft einer Oase in das von Fritteusen belagerte Bermuda-Dreieck.

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