Falafel im Dunklen

Ein ehemaliges Internetcafé macht die besten Kichererbsenbällchen Wiens

Wenn es drinnen dunkel ist, sieht man die O.S.B. kaum. Die Fassade besteht nämlich nur aus einem einzigen Glasportal, und wenn gerade wieder der Strom ausgefallen ist, wie in den letzten Wochen schon fünfmal der Fall, dann ist es mit ziemlicher Gewissheit dunkel. Und man geht – geblendet von den räudigen Lokalen, Imbissstuben und Bars, die sich in diesem Block immer schon zusammenrotten – an der Oriental Sandwich Bar vorbei. Was schlecht wäre.

Denn das winzige Lokal zählt sicher zu den speziellsten der etwa vierhundertsechzig Imbisslokale, die heuer in dieser Stadt das Licht der Welt erblickten. Was unter anderem daran liegt, dass der Architekt Mina Yaney hier aus einem ehemaligen Internetcafé ein Lokal mit besonders sympathischem provisorischem Charakter bastelte. Und was aber wohl noch mehr daran liegt, dass seine Mutter Salwa Ghobiral da ein paar Gerichte aus ihrer Heimat Ägypten zubereitet, wie man sie in dieser unmittelbaren Köstlichkeit in Wien sonst kaum bekommen kann.

Frau Salwa Ghobiral steht in einem mit marokkanischen Fliesen ausgekleideten Küchenverschlag. Hinter einer Vitrine, in der die einzelnen Module für ägyptische Köstlichkeit wohnen, neben einem kleinen Kühlschrank, in dem Softdrink-Dosen und ein paar Flaschen Augustiner Edelstoff liegen. Den Gastraum teilen sich die, die darauf warten, dass ihre Take-away-Bestellung fertig wird, und die maximal vier, die einen Platz an den zwei kleinen Gartentischchen bekommen haben. Und wenn jemand die Türe aufmachen will, gibt’s Gedränge. Das Ganze wird von ein paar Glühbirnen erhellt, die in Bauchhöhe von der Decke baumeln, also zumindest, wenn gerade Strom da ist, dann kommt übrigens auch ganz guter Swing aus den Lautsprechern.

Salwa Ghobiral macht bis auf die Cocktailsauce alles selbst. Sie bäckt das Fladenbrot selbst, sie macht die fantastisch bröselig-mürben Mandel-Anis-Kuchen und sie faschiert die Kichererbsen zu Teig für die Falafel, die hier recht groß sind und dann übrigens so unglaublich knusprig frittiert werden, dass man das Unwort „kross“ nachgerade verwenden muss.

Innen sind die Knödel flaumig, gar nicht fett, mit gebratenen, marinierten Melanzani, mit reichlich knoblauchbehaftetem Salat, sämigem Hummus und Joghurtcreme unglaublich gut. Als Pita-Sandwich (€ 5,60) oder Menü mit Brot und Salat (€ 9,40) zu bekommen. „Gambari“, panierte Riesengarnelen mit Zwiebelreis, Limette, Koriander und Cocktailsauce, war auch extrem gut, die Paniermischung ist übrigens ein Betriebsgeheimnis (€ 7,80/11,80). Ein bisschen enttäuschend nur die Kofte, gegrillte Röllchen vom Rind-Lamm-Faschierten, weil zwar gut gewürzt, aber ein wenig trocken (€ 5,60/9,40). Beef und Shawarma-Chicken gibt’s dann auch noch. Döbling ist imbisstechnisch jetzt jedenfalls keine Problemzone mehr.
 

Resümee:

Einer muss ja die besten Falafel machen. Und es spricht viel dafür, dass das Frau Salwa Ghobiral in der Oriental Sandwich Bar ist.

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